Naseri stammt aus Herat, Afghanistan. Die Stadt ist bekannt für ihre bedeutende Kunst - und Literaturtradition
Dieser kulturelle Hintergrund prägt auch Naseris künstlerisches Wirken. Sein Bestreben ist es, diese Tradition wieder aufleben, Verschollenes sichtbar werden zu lassen und kreativ zwischen Kulturen zu vermitteln.
Sehr früh war für Naseri der kreative Weg vorgezeichnet; schon als Kind zeigte er großes Interesse und Talent in vielen künstlerischen Bereichen. Zeichnen, malen, Kalligraphie, Kollagen, der Umgang mit Blattgold sowie die ideenreiche Kombination dieser Elemente auf hohem technischen Niveau, zeichnen sein Werk aus.
Seine Ziele sind ambitioniert, die Ausrichtung, dies ergibt sich schon aus seiner persönlichen Geschichte, international.
Naseri (links), Vernissage, Ingolstadt 1/2020
Sie finden hier die Werke Naseris in Serien vorgestellt. Nicht alle Werke sind, da teilweise in Privatsammlung, mit Preisen versehen.
Viele Werke sind mit hochwertigen, schwarzen Schattenfugenrahmen versehen. So z.B. alle Werke der Serie "Amphoras 2020" sowie einige der Serie "Heratstyle". Näheres gerne auf Nachfrage.
Bei Kaufinteresse und/oder weiterführenden Fragen, nutzen Sie bitte die angegebenen Kontaktmöglichkeiten. Ich beantworte Ihre Anfragen stets zeitnah.
Der Verkauf der Werke erfolgt umsatzsteuerbefreit gemäß § 19 Abs. 1 UStG.
Viel Freude beim Betrachten der Gemälde.
Serie: "Aquatic life", 2023
Inspiriert durch eine Reise an die Côte d`Azur...
Serie: "Narrative amphoras", 2023
afghanische Erzählungen und Mythen, Acryl auf Leinwand
afghan narratives and myths, acrylic on canvas
Serie: Calligraphy, 2022
"Als ich Kind war, sah ich jeden Tag auf dem Weg zur Schule schöne Kalligraphie an den Wänden eines alten Gebäudes. Ich konnte nicht einfach so vorbeilaufen, selbst wenn ich mich dadurch verspätete. Ich stand minutenlang da und ließ mich von den Farben und dem Text faszinieren. In meiner Kalligraphie-Serie versuche ich, meine Erinnerungen von damals mit moderner Sprache auf die Leinwand zu bringen. Für mich ist die Serie noch nicht beendet, sondern in Zukunft werde ich mich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und weiterhin Bilder mit dieser Technik malen." Niaz Naseri
Serie: "Love", 2021
Serie: "Amphoras 2020"
Heilige Krüge
Die altehrwürdigen Schatzkammern Afghanistans können zerbrechen, denn sie sind Töpferwerk. Tönern. Antiken Ursprungs. Voluminöse Prunkvasen. Amphoren. Doch sie bewahren die ganze Fülle des Lebens. Als Transportgefäße für Getreide, Früchte, Wasser oder Wein. Und als Hort für Vermögen. Mit Münzen angefüllt, haben in der Erde vergrabene Amphoren über die Jahrtausende gute und traurige Zeiten überdauert. Sie überliefern Wertvolles, halten es zusammen, schützen es, sichern den Nachgeborenen, die sie eines Tages aus dem Boden bergen, den Schatz der Familie. Und die kulturelle Identität des ganzen Landes. Konserviert in reich verzierten Kunstwerken. Amphoren erfahren über diese Tradierung eine mythische wie artifizielle Aufladung. In der afghanischen Kultur gelten sie als heilige Vasen. Dank ihrer gesellschaftlichen Bedeutung unzerstörbar. Und damit alles andere als fragil, sondern grundsolide.
Amphoren künden von der großen Handwerkskunst der Vergangenheit. Und deuten in die Zukunft. Eine von Hoffnung erfüllte Gegenwart, in der die Wertschätzung für die alten Meister an den Töpferscheiben Freude und Inspiration spenden soll. So wie im Werk Niaz Naseris: Er übersetzt die traditionelle Kunst seiner Heimat Afghanistan in eine moderne Sprache. Die heiligen Vasen prunken auf seinen Bildern – mit Aphorismen aus der afghanischen Welt beschriftet – gern dickbauchig-prachtvoll, meist betörend golden und immer in verlockender Üppigkeit. Das pralle Leben mit zwei Henkeln. Gern auch zum Mitnehmen. Voluminöse Sinnbilder kulturellen Reichtums. Welche materiellen Schätze Naseris Amphoren überdies bewahren, obliegt stets der Fantasie des Betrachters.
Holy Amphorae
The venerated treasure vaults of Afghanistan can fragment, they are pottery. Earthenware. Of Antique origins. Voluminous sumptuous vases.
Amphorae. And yet they are the custodians of life’s complete richness. As vessels for the transport of cereals, fruit, water or wine. And as hoards for treasure. Filled with coins and buried in the ground, the amphorae have survived good and bad times for thousands of years. They pass down what is valuable , consolidate it, protect it, secure it for following generations who one day will unearth the family fortune. They are the cultural identity of the entire land. Conserved in richly embellished works of art. Through this handing down, amphorae attain a mythical and artistic vigour. In Afghan culture they are regarded as holy vases. Indestructible thanks to their significance in society. And therefore, far from being fragile, appear rock-solid. Amphorae bear witness to the grand artistry of the past. And are an indication to the future. A present filled with hope, to which joy and inspiration are added to the esteem for the old masters of the potter’s wheel. As in the work of Niaz Naseri: He translates the traditional art of his ancestral homeland Afghanistan into a modern language. The holy vases are resplendent in his paintings – inscribed with aphorisms from the Afghan world – pleasing in their bulbous splendour, mostly bewitchingly golden but always with a seductive opulence. The fullness of two-handled life. Inviting to be carried away. Voluminous symbols of cultural richness. Whatever material treasures Naseri’s amphorae possess are, in any case, always incumbent on the fantasy of the beholder.
Serie: "Heratstyle 2018 - 2019"
Herat: Paradise lost
Sie waren Abenteurer, Aussteiger, Sehnsuchtsreisende. Vereint auf der Suche nach einer Welt jenseits des konventionellen europäischen Lebensstils, in dem sie aufgewachsen waren und den sie satt hatten. Hunderttausende junge Leute zogen in den 1960er und 1970er-Jahren entlang dem „Hippie-Trail“ gen Osten, in eine aufregende, wundervoll fremde kulturelle Sphäre. Von gelobtem Land zu gelobtem Land: Persien (wenngleich eine Tyrannis des Schahs, aber das sahen die Hippies entspannt), dann Afghanistan und als Krönung Indien. Nicht wenige schafften es indes gar nicht bis dorthin, wollten überhaupt nicht weiter, denn sie fanden schon in Afghanistan Orte ihrer Träume. Besondere Faszination entfaltete für die friedlichen Entdecker in ihren VW-Bussen oder auf Motorrädern die an der Seidenstraße gelegene Stadt Herat im Westen des damaligen Königreichs. Alte Pracht und kultureller Reichtum verbanden sich hier, in der „Perle der Provinz Khorasan“, wie sie die Dichter rühmten, betörend mit einer sinnesfrohen, weltoffenen, den Künsten zugeneigten Lebensart. Im jahrtausendealten Herat traf die westliche auf die östliche Boheme. Es kam zu Begegnungen, die zahllose Biografien immens bereicherten.
Lange her. 1979 wurde der Hippie-Trail brachial verbarrikadiert. In Persien siegte die Iranische Revolution, in Afghanistan rückten im selben Jahr sowjetische Truppen ein. Paradise lost.
Als Niaz Naseri 1988 in Herat geboren wurde, hielten die Besatzer das Land in hartem Griff. Dem ruhmlosen Abzug der Sowjets ein Jahr später, folgten mehrere Jahre bewaffneter Auseinandersetzungen der Miliztruppen im Land und schließlich eine brutale, radikalislamische Vormoderne.
Der Heranwachsende entdeckte dennoch, allen Drangsalierungen zum Trotz, die Kostbarkeiten seiner Heimatstadt, bildete sich im Traditionsschatz der einstigen Künstlermetropole fort. Niaz Naseri erlernte den Beruf des Grafikers, wurde professionell in arabischer Kalligraphie, den historischen architektonischen Strukturen und der gleichwohl von alters her überlieferten Formensprache geschult. Er sog Fresken, Ornamente, Teppichmuster, Fassadenreliefs und symbolische Sujets auf und übte sich darin, sie ausdrucksstark zu reproduzieren. All dies ist in der Kultur Heratscher Provenienz weit mehr als Zierrat, denn der Motivik liegen vielschichtige, nicht selten sogar philosophische Bedeutungsebenen zugrunde. Auch die Baukunst Afghanistans hat Naseri sehr geprägt. Mit der Transformierung der alten Zeichen und erzählenden grafischen Strukturen in einen modernen, individuellen Stil gelang ihm der Schritt vom Kunsthandwerk zur bildenden Kunst.
Seit seiner Flucht aus Afghanistan nach Deutschland 2015 lässt Niaz Naseri das historische, traumhaft schöne Herat auf seinen Gemälden wieder erblühen, verwandelt die Stadt liebevoll in einen Ort der Zuversicht. Sein Paradies ist noch lange nicht verloren.
Herat: Paradise Lost
They were adventurers, dropouts, wistful travelers. United in their yearning for a world beyond where they had grown up, sick of the conventional European lifestyle. In the 1960s and 1970s young people in their hundreds of thousand set off eastwards along the “Hippie Trail” towards an exciting, wonderfully strange, cultural environment. From promised land to promised land: Persia (despite the Shah’s tyranny which the hippies tended to overlook), then Afghanistan and onto the crowning glory, India. It wasn’t just a few who never made it that far, didn’t want to go further, in Afghanistan they had found the destination of their dreams. For the peaceful voyagers in their VW-busses and on motor bikes, the town of Herat, lying on the Silk Road in the western part of what was then a Kingdom, awoke in them especial fascination. Here in Herat, praised by poets as the “Pearl of Khorasan Province”, ancient splendor coupled beguilingly with a joyful, cosmopolitan, artistically favoured way of life. Here ancient Herat, witnessed a meeting of western and eastern bohemians.
Long ago.
In 1979 the hippie-trail was forcefully severed. In Persia the Iranian Revolution was victorious while in the same year Soviet troops advanced into Afghanistan.
Paradise lost.
In 1988, when Niaz Naseri was born in Herat, the occupying forces held the country in a vice-like grip. The inglorious Soviet withdrawal a year later was followed at first by years of armed conflict between various militia groups in the country and finally a brutal, radical Islamic Dark Age.
Despite all this repression the young Naseri discovered the rare value of his home town and steeped himself into learning about the traditional riches of this one-time artistic centre. Naseri learnt the trade of a graphic illustrator, became expert in Arabian calligraphy, in historical architectonic structures and notwithstanding all this, learned the use of form which had been handed down through the ages.
He assimilated frescoes, façade reliefs and symbolic subjects and trained himself to reproduce them in an artistic, expressive way. In the Provenance of Herat these things are far more than mere decoration, for not infrequently, many levels of philosophical meaning underlie the recurring motifs. The architecture of Afghanistan has also influenced Naseri. By transforming old drawings and legendary, graphical structures into a modern, individual style he succeeds in making the step from artistic handicraft to visual art.
Since his flight from Afghanistan to Germany in 2015 Niaz Naseri, in his paintings, lets the historic gorgeous Herat bloom once again, and lovingly transforms the town into a place of confidence.
His paradise is still not yet lost.
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